WEIHNACHTSZEIT:
DIE
GEBURT
DES MENSCHGEWORDENEN GOTTESSOHNES JESUS CHRISTUS
Im
Mittelpunkt der heiligen Weihnachtszeit steht die geschichtliche
Tatsache der Geburt des menschgewordenen Gottessohnes Jesus Christus.
Der im Advent sehnsüchtig Erwartete ist gekommen. Wahrer Gott und wahrer
Mensch, unser Heiland und Erlöser, «voll der Gnade und Wahrheit, und von
Seiner Fülle haben wir alle empfangen» (Joh, 1,14;15). «Niemand kommt
zum Vater als durch Mich» (Joh, 14,6).
Weihnachten ist das Fest der erbarmenden Liebe Gottes. «So sehr hat Gott
die Welt geliebt, dass Er Seinen Eingeborenen dahingab, damit, wer an
Ihn glaubt, das ewige Leben habe»(Joh. 3,16), So viel ist Gott an
unserer Rettung und an unserem ewigen Heil gelegen.
Vigil von Weihnachten: Erwartung
«Hodie scietis, quia
veniet Dominus - Heute sollt ihr wissen: der Herr kommt, uns zu erlösen:
und morgen sollt ihr Seine Herrlichkeit schauen» (Eingangsgebet und
Lobpreisgebet). Das Leitmotiv der heutigen Liturgie. Heute ein Tag der
gespannten, sehnsüchtigen Erwartung. Morgen der Tag des Schauens! Seine
Herrlichkeit schauen mit dem körperlichen Auge, in lebendiger,
greifbarer Gegenwart und Wirklichkeit. «Ein Kind, in Windeln gewickelt,
in der Krippe liegend» (Luc. 2,12).
Mit den Augen des Glaubens. «Im Anfang war das Wort, und das Wort war
bei Gott.» Ja, es war selber Gott. Es ist Licht, Leben. «Und das Wort
ist Fleisch geworden. Und wir haben Seine Herrlichkeit gesehen, die
Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, voll der Gnade und
Wahrheit»(Joh, I, 1;14).
Vigil von Weihnachten: «Einziehen will der Herr.»
«Ihr
ewigen Tore, werdet weit» (Opfergebet der Vigilmesse). Der Ruf der
vor den ewigen Toren flehenden Menschheit. Hinter den Toren steht Gottes
Sohn, der Erlöser. Er schliesst sie auf und tritt durch sie hervor, um
uns die Erlösung zu bringen.
Die
heilige Pforte, das Tor, hinter dem wir heute den kommenden Erlöser uns
nahe wissen, ist Maria, die Göttliche Jungfrau. Sie ist der heiligen Liturgie die
«Regis alti ianua et porta lucis fulgidia», die Türe, durch die der
erhabene König zu uns kommt, die strahlende Pforte, durch die uns das
Licht, die Sonne, Christus aufgeht.
Wir
leben heute ganz unter dem Eindruck der feierlichen Ankündigung der
Geburt des Erlösers, die in der Prim vorgenommen wird:
Im Jahre 5199 seit der Erschaffung der Welt
Im Jahre
4000 nach der Erschaffung von Adam und Eva
Im Jahre
2759 seit der Sintflut
Im Jahre 2015
seit der Geburt Abrahams
Im Jahre 1510
seit dem Auszuge des Volkes Israel aus Ägypten
Im Jahre 1032,
seit dem David zum König gesalbt wurde
In der 65.
Jahreswoche nach der Weissagung Daniels
In der 194.
Olympiade
Im Jahre 752
nach der Erbauung der Stadt Roms
Im 42. Jahre der
Regierung des Oktavianus Augustus, da die ganze Welt Frieden hatte
Im 6. Zeitalter
der Welt:
da
wollte Jesus Christus, ewiger Gott und Sohn des ewigen Vaters, die Welt
durch Seine gnadenvolle Ankunft heiligen. Er war vom Heiligen Geiste
empfangen worden; und nun nach Ablauf von neun Monaten ist Er zu
Bethlehem im Stamme Juda als Mensch aus Maria, der Göttlichen Jungfrau, geboren
worden: die Geburt unseres Herrn Jesus Christus im Fleische.
Einer der Tagesengel von Weihnachtsvigil ist
Sankt Dimachiel, der Engel der Geburt aus dem Chor der Hohen Gewalten.
Es war am Heiligen Abend im Stall von Bethlehem. Sankt Joseph war, Hilfe
zu suchen, wieder stadtwärts geeilt. Da stand vor der knienden, betenden
Jungfrau der Engel der Gewalt, priesterlich gekleidet. Er ist es, der
von Gott die Augabe erhalten hat, seine Hand auf den Leib der Mutter zu
legen, und das Kind in ihrem Schoss steht auf und kommt. Jede Frau seit
Eva macht in diesem Kommen des Kindes die Austreibung aus dem Paradies
mit, die Vorhölle und Golgotha in allen Phasen und Sinnen der Frau. Seit
dem Paradies dient Sankt Dimachiel in dieser Aufgabe, alle Menschen sind
durch seine Hand gegangen. Vor Maria aber kniet sich der hohe Engel
ehrfürchtig in das Stroh; er berührt Maria nicht. Er sagt bloss,
tiefgebeugt:
«O Herr, unser
Gott, wir bitten Dich, komme!»
Weihnachten, erstes
Hochfest: «Kommt, lasst uns anbeten!
Die Liturgie nimmt uns heute mit nach
Bethlehem, an die Krippe des neugeborenen Gott-Königs. Wir folgen. Wir
werfen uns anbetend nieder und stammeln in tiefer Ehrfurcht und
Ergriffenheit die Worte des Credos und des Evangeliums.
«Ich glaube an
den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn. Er ist aus dem
Vater geboren vor aller Zeit, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer
Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem
Vater. Durch Ihnen ist alles geschaffen. Für uns Menschen und um unserer
Heiles willen ist Er vom Himmel herabgestiegen. Er hat Fleisch
angenommen durch den Heiligen Geist, aus Maria der Göttlichen Jungfrau und ist
Mensch geworden.»
«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei
Gott, und Gott war das Wort. Durch das Wort ist alles geworden. In Ihm
war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. In Ihm war das
Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet
in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen. Und das
Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben Seine
Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, voll
der Gnade und Wahrheit. Von Seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade
um Gnade.» (Joh. I,)
Unser Herr sagte: «Und die Letzten werden die
Ersten sein». Zur Bekräftigung dieses Wortes hat Er den Engel der
Letzten, der Geringsten, in die erste Reihe der Engel um Seinen ersten
Thron auf Erden gestellt, Sankt Nun, den Engel der Bettler, der Armen.
Dieser fast menschlich zumutende, schmale Engel, dem grossen Engel, der
Gewalt, Sankt Abbael, dem Engel des Kreuzes, zugeordnet, steht heute im
Namen der Geringsten vor der Krippe, dem ersten Throne des Fleisch
gewordenen Wortes. Er steht hier zusammen mti dem höchsten Engeln: dem
verhüllten Engel des Lebens vom Haupt Gottes und dem in unfassbaren
Lichtglanz eingehüllten Seraph St. Jah, der heute seine Macht abgetan
hat, dem Kind zu Ehren, und auch, um Sankt Nun, den Engel der
Geringsten, zu ehren. Diese Spanne zwischen Sankt Jah und Sankt Nun ist
kaum fassbar: Sankt Nun kommt von der Erde her, von der Betreuung der
Armen und Elenden, Obdachlosen und Heimatlosen, Hirten und Bettler, die
in der Tiefe und in den Kellern und an der Strasse liegen. Sankt Jah
aber kommt von der Höhe her, vom Thron Gottes über allen Himmeln, von
der Majestät des Dreinigen Gottes, die für uns unverhüllt nicht tragbar
ist. Hier vor der Krippe treffen sie sich. Und hinter Sankt Nun kniet
Sankt Abbael mit dem Kreuz. O muss der Blick des Kindleins schon jetzt
auf das Kreuz fallen? Aber das schieben sich die Schützlinge Sankt Nuns,
die Hirten, herein, und Maria lächelt sie alle an, den höchsten und den
niedrigsten Engel, das Kindlein und die Hirten.
Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind. Lasst uns mit
allen Engeln anbeten den Herrn der Welt!