Die Gnadenstatue des Prager Jesuleins und
Seine Kirche Maria vom Siege in Prag.
In
Prag steht auf der Kleinseite (Malá Strana), jenem schönen, ehrwürdigen
Stadtviertel mit seiner tausendjährigen Geschichte, nahe dem linken
Moldauufer, in der Karmelitergasse 9 die alte Wallfahrtskirche Maria vom
Siege mit der Gnadenstatue des Prager Jesuleins. Sie heisst jetzt
offiziell «Kirche des Gnadenreichen Jesuleins von Prag» und ist für
einzelne Besucher oder Gruppen zugänglich. Auf dem Gnadenaltar steht ein
Tabernakel mit dem Allerheiligsten Sakrament, was durch fünf ewige
Lichter in prachtvollen silbernen Ampeln angezeigt wird. Über dem
Tabernakel steht in einem kunstvoll gearbeiteten kostbaren Glasschrein,
der von Engeln umrahmt ist, die Gnadenstatue. Sie stellt das Jesuskind
stehend als zwei- oder deijährigen Knaben dar. Die Statue ist mit einer
kostbaren Steinen und Perlen besetzten goldenen Krone gekrönt, die der
habsburgischen Hauskrone und späteren österreichischen Kaiserkrone
nachgebildet aber im Verhältnis etwas grösser ist als diese und so die
dem Jesulein gebührende grössere Ehre ausdrückt. Die rechte Hand der
Statue ist segnend erhoben, die linke hält einen vergoldeten
Reichsapfel, der ursprünglich gleich der Spitze der Krone die
Christkönigsherrschaft symbolisierende griechische Kreuz (gleichlange
Balken) aufweist. Die Statue ist stets mit Prunkgewändern, den
«Gnadenrökeln» bekleidet. Diese werden über zwei weisse, mit Spitzen
verzierte Unterkleider gestülpt und je nach den liturgischen Farben des
Kirchenjahres gewechselt.
Am
Gitter vor dem Gnadenaltar ist jenes berühmt gewordene und in alle
Weltsprachen übersetzte Gebet zum Gnadenreichen Prager Jesulein
angebracht, das die Muttergottes selber dem P. Cyrillus a Matre Dei in
der Kirche Maria vom Siege eingegeben hat, wie er in seiner «Geschichte
des Gnadenreichen Jesuleins»
berichtet, und das er immer gebetet hat:
O
Jesus, zu Dir fliehe ich,
durch Deine Mutter bitt‘ ich Dich,
aus dieser Not wollst retten mich.
Denn wahrhaft glaube ich an Dich,
dass Du, o Gott, kannst schützen mich:
vertrauend hoffe ich auf Dich,
dass Deine Gnad‘ werd‘ finden ich.
Aus ganzem Herzen lieb‘ ich Dich,
drum meine Sünden reuen mich,
von denen, flehend bitt‘ ich Dich,
o Jesus, wollst befreien mich.
Mein Vorsatz ist, zu bessern mich
und nicht mehr zu betrüben Dich.
Darum Dir ganz ergeb‘ ich mich,
zu leiden mit Geduld für Dich
und Dir zu dienen ewiglich.
Den Nächsten aber, gleich wie mich,
will wegen Deiner lieben ich.
O Jesulein, ich bitte Dich,
aus dieser Not wollst retten mich,
dass einstens kann geniessen ich
mit Joseph und Maria Dich
und allen Engeln ewiglich. Sankt Amen.
Auszug aus dem Buch «Das Gnadenreiche Prager Jesulein das Heilige
Römische Reich und unsere Zeit» Mediatrix-Verlag, Wien 1988